Vom KLETTGAU ins HEGAU
Eigentlich heißt der Weg „Rund um Leipferdingen“ und ist auch als solcher hervorragend ausgeschildert. Aber landschaftlich gesehen startest du die Wanderung in dem stark durch die Landwirtschaft genutzten Teil der Wanderung im Klettgau mit den großen Ackerflächen, die jetzt im Herbst unterschiedlichst bewirtschaftet werden. Zum einen wurde die vielleicht letzte Mahd auf den Wiesenflächen durchgeführt und die Bauern hatten offensichtlich große Mühe alles noch vor den angekündigten Regen einzufahren. Zum anderen wurde gepflügt, geeggt und gesät, was das Zeug hielt. Überall waren Traktoren und sogar ein Mähdrescher unterwegs.
Wir wollten früh unterwegs sein und so fuhren wir so gegen Neun Uhr ab. Zumindest war so der Plan. Erst mal streikte das Navi. Das Auto war in der Werkstatt und danach passiert es schon mal, dass die Elektronik spinnt. Das kennen wir ja schon. Aber bisher konnten wir uns immer noch auf unseren Jeep verlassen. Kurz vor Albbruck starteten dann auch alle Assistenzsysteme und das Auto tat so, als wäre nichts gewesen.
So um halb Elf waren wir da und parkten an der Festhalle. Wanderschuhe anziehen und los. Erst mal Richtung Bahnhof, das war ja leicht. Du weißt ja nicht, was auf dich zu kommt, also macht es Sinn sich vorher auf eine neue Wanderung vorzubereiten. Auf der Karte des SWV sah es so aus, als würde unser Weg die Markierung des SWV verlassen, vor Ort war das nicht so. Scheinbar hatte irgend jemand nach Herstellung der Karte die Wegführung angepasst. Umso besser. Es war noch relativ schattig, an diesem Septembermorgen. Wir gingen hinter dem Bahnhof eine Steigung hoch und sahen links am Hang jede Menge Spinnenweben, in denen der Morgentau schimmerte. Sind eigentlich im Herbst mehr Spinnen unterwegs als sonst?
Als wir oben aus dem Wald hervor traten, offenbarte sich uns der Blick auf Leipferdingen, schön eingebettet zwischen 2 Bergen. Verschiedene Bäume zeigten durch ihre Verfärbung an, dass der Herbst vor der Türe steht. Herbstzeit ist Erntezeit. Die Obstbäume die jetzt vor uns auftauchten waren gut behangen mit lecker aussehenden roten Äpfeln. Jetzt ging es durch Wiesen und Felder immer moderat bergan. Ue, wie der Alemanne sagt. Wir gingen bis zu einer Schutzhütte am Wegesrand und machten eine kleine Trinkpause. Natürlich mit „Hinsetzen“, „Füße hochlegen“ und „Tag genießen“. Es war ein richtiger Sommertag heute. Es sollten am Ende bis zu 28°C werden. Jetzt waren es noch angenehme Wandertemperaturen.
Die Landschaft wechselte von Wiesen, auf denen gerade das Heu eingefahren wurde zu erdigen Flächen, die gerade gepflügt oder geeggt wurden. Überall gab es einzeln stehende Bäume, die das ganze optisch auflockerten. Wirklich eine schöne Landschaft. Es war 12 Uhr. Unter einem Ahorn stand eine Bank, über und über mit Flechten überzogen. Die steht hier schon länger. Mit unseren Sitzkissen aus dem Rucksack setzten wir uns und aßen unser Mittagessen aus dem Rucksack. Nein, leider gab es heute kein Bratwurstbrot. Aber Salamibrot mit Remoulade und Käsebrote sind auch nicht zu verachten. Und hinterher gabs noch ein Knoppers. Das alles bei blauem Himmel an frischer Luft inmitten der Natur ist fast nicht mehr zu toppen. Außer natürlich mit Bratwurstbrot.
Bestimmt 7 oder 8 Bussarde und Rotmilane suchten den Himmel nach der besten Thermik für ihren Aufstieg ab. Auch über dem Land wehte ein kleiner Wind, der die langsam ansteigenden Temperaturen erträglicher machte. Unser Weg machte jetzt einen scharfen Knick nach rechts und wir gingen über eine fast unbefahrene Straße durch einen lichten Wald, leicht bergab um unseren südlichsten Punkt der Wanderung zu erreichen.
Du trittst aus dem dunklen Wald heraus ins Helle und es liegt dir zu Füßen. Das Hegau. Nach vorne hin fällt das Gelände stark ab und macht Platz, damit der Blick über kleine Ortschaften, Wiesenflächen und natürlich die Vulkanberge schweifen kann. Und dahinter die Alpenkette (da es so dunstig war, kann man das auf den Fotos nur schwer erkennen). Genauso hatte ich mir das vorgestellt, als ich eine Hegau-Wanderung geplant hatte. In einer kleinen Hütte im Schatten nahmen wir Platz und betrachteten alles in aller Ruhe. So etwas Schönen sieht man nicht jeden Tag.
Von jetzt an begleitete uns der Blick auf die Vulkanberge für eine gute Stunde. Nach einiger Zeit erreichten wir den „Hegaublick“, einen Platz den wir schon bei unserer Anreise nach Sigmaringen kennengelernt hatten. Der Platz hat seinen Namen sicher nicht umsonst. Auf dem alten Postweg ging es weiter Richtung Nordost. Auf einmal wurde der Blick nach Norden frei und wir entdeckten in einiger Entfernung unser Ziel, Leipferdingen. Naja, dann müsste es wohl bald mal nach links gehen? Nach einer kleinen Weile kam dann auch der Abzweig. Das war total komisch. Gerade hattest du noch das Hegau mit seiner besonderen Landschaft vor Augen und jetzt eben die besondere Landschaft des Klettgaus, die wir ja schon am Morgen durchwandert hatten. Es ging moderat bergab, immer unser Ziel vor Augen. Einmal sollte es noch nach rechts gehen und in Serpentinen den Berg hinauf.
Wahrscheinlich haben wir der Abzweigung so entgegen gefiebert, dass wir ein Schild falsch gedeutet und eine Abzweigung zu früh genommen haben, wie sich einen Kilometer später herausstellte. Einen Kilometer hin und einen zurück macht 2 Km Umweg. Hier greift wieder das alter Wanderer-Sprichwort: „Je falscher die Richtung, desto länger der Weg.“ Am Ausgangspunkt unseres Umweges haben wir dann entschieden, das wir uns den letzten Berg unserer Route dann doch sparen und direkt wieder zum Auto zurück gehen. Immerhin waren mittlerweile die 28°C erreicht und die Sonne knallte vom Himmel. Und mit unserem Umweg haben wir auch die 15 Km-Marke erreicht.
Da gehen wir bestimmt noch mal hin. Ist ja quasi vor unserer Haustüre.