Das Format

Kennst du das Foto-Format? Ich glaube, früher gab es mal eins. Ich denke das 3:2 Format war ziemlich beliebt. Die meisten Fotos, die ich von früher her kenne sind im 3:2 Format oder quadratisch. Ich glaube, dass es für das 3:2 Format wirklich künstlerische Gründe gibt. Das Verhältnis von Länge zu Breite wirkt sehr harmonisch und man findet sich auf diesem Format recht schnell zurecht. Auch die sogenannten Fotoregeln, die eigentlich Gestaltungsregeln sind, lassen sich gut in dieses Format einbauen.

Über viele Jahre war das 3:2 Format in der Fotografie fest etabliert, da das Format in der analogen Fotografie durch das Format des Negativ-Films (36 mm x 24 mm, sog. Vollformat) bestimmt war. Es war wohl bei der Belichtung möglich ein 3:2 Negativ auf ein anders formatiges Bild zu übertragen, aber das war nicht die Regel.

Wenn du also heute in das gute alte Fotoalbum schaust, in dem du die schönen alten Familienfotos findest, wirst du in aller Regel auf das 3:2 Format stoßen. 

 

Das 3:2 Format ist einfach gut und für das Meiste geeignet. Dabei ist es unerheblich, ob man das Format längs oder hochkant betrachtet. Der Engländer nennt die Formate übrigens „längs = landscape“ (Landschaft) und „hochkant = portrait“. Warum wohl?

 

Heute leben wir in einer Welt, in der ja alles möglich ist. Also sind auch alle anderen Formate möglich. Mit der Erschaffung des Smartphones ging es sogar noch weiter. Das „Foto“ hat auf einmal nichts mehr mit Fotografie im ursprünglichen Sinne einer künstlerischen Darstellung zu tun und das Format wird zur Nebensache. Dazu kommt das die Ersteller der sogenannten Fotos kein Fotograf ist (wie oft irrtümlich angenommen), sondern ein Bediener seines Handys. 

 

Heute ist das Foto-Format 16:9 sehr beliebt. Das hängt vor allem damit zusammen, dass Videos derzeit in diesem Format gedreht werden. Diese Videos werden in aller Regel im Querformat gedreht. Das liegt daran, dass wir alle den Fernseher quer an der Wand hängen haben (Ausnahmen bestätigen die Regel) und dass, wenn wir mal ins Kino gehen, die Leinwand eher breiter als hoch ist. Mir hat mal jemand gesagt, dass wir die Welt im Querformat wahrnehmen, weil unsere Augen nebeneinander angeordnet sind. Ob das stimmt, weiß ich aber nicht.

Und wer will schon sein Handy für Fotos anders einstellen als für Videos. Ist doch egal! 

Das heißt, das 16:9 Format hat in der Fotografie eigentlich keine künstlerische Bedeutung, sondern eher eine von er Handy-Industrie aufgezwungene Bedeutung. Aber es geht noch weiter. 

 

Auf meinem Smartphone heißt die Einstellung „Full“ und bedeutet, dass hiermit ein noch größeres Format 20:9 eingestellt wird. Ich glaube, dass dieses Format zustande kam, weil die Industrie ein noch größeres Format anbieten wollte. Gleichzeitig aber die Hände der Bediener nicht größer geworden sind, bestand nur die Möglichkeit das Smartphone-Display länger (und nicht auch breiter) zu machen. Also hat 20:9 wieder keine nützliche Bedeutung, sondern wird uns wieder von der Industrie auf diktiert. Und wer glaubt, dass das größere Format (20:9) auch qualitativ bessere Fotos macht (mehr ist mehr), der sollte sich einmal ansehen, welches Format der Sensor des Handys hat. In aller Regel findet sich hier das 3:2 Format, oder leichte Abweichungen, wieder. 

 

Und das heißt, dass auch das Smartphone die Fotos im 3:2 Format aufnimmt und dann die Ränder digital abschneidet, um das Format 16:9 oder gar 20:9 zu erreichen.

 

 

Sensorverhältnis (3:2)

 

 

Videoverhältnis (16:9)

 

 

Full (20:9)

Das heißt für mich, dass ich mit meinem Smartphone ausschließlich mit dem Format, das meinem Sensor (3:2) entspricht, die qualitativ besten Fotos machen kann (das ist Physik). 

Das hat erstmal nichts mit der Sensor-Auflösung zu tun.

 

Wenn man sagt, dass die Sensorauflösung bei dem Verhältnis von 3:2 100% ist, ergeben sich bei dem Verhältnis von 16:9 nur noch 88,5% und bei 20:9 nur noch 69% der maximalen Auflösung. 

 

Deshalb die schlimme Nachricht an alle Auflösungs-Verliebten: Wenn du ein Smartphone mit einer satten Auflösung von 32 Megapixeln hast, hat es dies nur, wenn du im Format deines Sensors (3:2) fotografierst, wenn du im 16:9 Format fotografierst hast du nur noch 28 Megapixel und bei 20:9 sogar nur noch 22 Megapixel. 

Das gilt natürlich auch für alle anderen Auflösungen.

 

 

Übrigens habe ich heute in der Zeitung gelesen, dass Monitore wieder (so wie früher) in dem Format 3:2 gebaut worden sollen, weil man auf den 16:9 Bildschirmen gerade mal Filme gut sehen kann.


Das Hoch- oder Querformat

Warum sagt der Engländer wohl landscape und portrait? Warum mache ich mir darüber Gedanken? Ich habe vor einiger Zeit einmal ein Gruppenfoto mit ca. 12 Personen nebeneinander, im Hochformat 20:9 fotografiert, gesehen. Sage uns schreibe 12% des „Fotos“ waren vom Motiv (Gruppenfoto) ausgefüllt und 88% des Bildes enthielten nichts (Himmel und Wald). Was will uns der Fotograf / die Fotografin mit diesem Foto sagen? Du siehst nicht mal mehr, ob irgendjemand auf dem Bild lächelt oder eine Grimasse zieht, so klein ist das Motiv auf dem riesen Foto. Offensichtlich wusste der Bediener des Smartphones von der englischen Bezeichnung „portrait“ und hat dies umgesetzt? 

Ein queres Motiv verlangt doch geradezu nach einem queren Foto, oder? Man sollte denken, dass das Motiv bei einem Gruppenbild doch eigentlich die Gruppe sein sollte. Und obwohl der Einzelne natürlich für sich hochkant steht, steht die Gruppe doch quer. Also Querformat. 

Was aber, wenn nur ein Mensch dort (hochkant) in der Landschaft steht? Dann lieber Hochformat? Das kommt auf die Frage des Motivs an. Ist das Motiv der Mensch oder ist das Motiv der Mensch in der schönen Landschaft? Problem gelöst, oder? 


Wenn das Seitenformat bei den Bildern nicht gleich ist, liegt das wohl eher an meinen künstlerischen Fähigkeiten. Ich bitte das zu entschuldigen.

 

Das nächste ist: Was will der Fotograf mit dem Foto machen? Ist es gedacht für´s Familienalbum oder soll es im Internet dargestellt werden? Soll das Bild ins Album ist es egal, welches Format man wählt. Soll es ins Netz ist es nicht egal.

 

Bilder im Internet werden von unserer Generation oft am Computermonitor betrachtet. Mein Monitor steht quer, ist also breiter als höher. Für verschiedene Anwendungen ist es gut, wenn der Monitor hochkant steht, aber die meisten Monitore werden quer stehen. Bei einem Notebook ergibt sich das Problem gar nicht. 

Ein querer Bildschirm hat am liebsten quere Bilder. Hochkante Bilder sehen immer sehr klein aus und wenn man weiter rein zoomt, verschwinden Teile des hochkanten Bildes immer oben und/oder unten. Die Bildwirkung leidet enorm. Also Bilder für´s Internet immer quer. 

 

Ja, aber ich sehe mir die Fotos immer auf dem Handy an und da wirken quere Bilder immer sehr klein. Was viele nicht wissen: man kann das Handy drehen und auch Querformatfotos gut betrachten. 

 

Wenn man also Querformatfotos auf dem Computermonitor UND auf dem Smartphone gleichermaßen gut betrachten kann und Hochkantfotos keinen Vorteil bringen, warum sollte man dann Hochkantfotos ins Netz stellen. 

 

Ich würde sagen, es gilt was immer gilt. Wenn du möchtest, dass auch andere etwas von deiner Schaffenskunst haben, sorge dafür, dass es gut möglich ist. Ist dir egal, was andere von deinen Fotos halten, dann mach einfach dein Ding.